Endlich ein neuer Blogbeitrag. Die letzten Monate habe ich an mehreren Entwürfen geschrieben, und sie allesamt verworfen. Warum? Weil das Leben anders verlaufen ist, als geplant. Ziele, die ich mir gesteckt hatte, wurden über den Haufen geworfen. Diese Erfahrung hat wohl jeder in den letzten zwei Jahren gemacht, und so fühle ich mich damit nicht wirklich alleine. Das ist nichts Neues und obwohl ich mich nicht daran gewöhnen mag, habe ich gelernt, dass geringerer Widerstand gegen unveränderbare Umstände zur Schadensbegrenzung beiträgt. Meine Arbeit an den verschiedenen Schreibprojekten, war, wenn ich die letzten Monate zurückblicke, wahrlich nicht mit einem Spaziergang am Strand zu vergleichen. Es fühlte sich eher an, als wäre ich versehentlich auf einem zu steilen Wanderweg über der Waldgrenze mit kaputtem Knie und zu schwerem Gepäck gelandet. Mit kaltem Wind im Gesicht und durch aufziehende Nebelschwaden, welche die Sicht auf den schmalen Weg vor mir behinderten, stapfend. Mit einem Troll, der über dem Weg liegendem Felsvorsprung stehend in unregelmäßigen Abständen Felsbrocken herunterwarf. Ich wünschte mich an einen warmen Ort, was aber herzlich wenig brachte, musste ich mich auf den nächsten Schritt konzentrieren oder einem herunterfallenden Felsbrocken ausweichen, um mich dann weiter zu tasten. Ich kann auch jetzt nicht behaupten, dass ich den Troll in die Furcht geschlagen und eine mit vierblättrigem Klee gesäumte Blumenwiese erreicht habe. Es ist noch nicht wirklich leichter geworden. Aber die Sicht ist momentan frei, also gehe ich ein Stück weiter. Das Interviewprojekt ist in der Endphase, das heißt, ich verschicke keine neuen Anfragen mehr, sondern arbeite an der Struktur, den Steckbriefen, schreibe am Vorwort. Es ist eine wunderschöne Sammlung von Frauen Portraits geworden und ich freue mich darauf, jeder Teilnehmerin und natürlich meiner Tochter Pauline, welcher das Projekt gewidmet ist, ein Exemplar zu überreichen. Um ein Gegengewicht zu dieser Arbeit des Sammelns und Sortierens, die eher der Tätigkeit eines Eichhörnchens gleicht, herzustellen, schreibe ich täglich an neuen Geschichten. Da ist ein weiterer Roman und Ideen rund um die Feenepisoden, die aufploppen und aufgeschrieben werden wollen. Eines ist klar, wie ein Bergsee. Die Angewohnheit, jeden Tag zu schreiben bringt und wird mich auch durch unbequeme Phasen und durch Zeiten, in der Zweifel und Frust allgegenwärtig sind, bringen. Wenn wieder etwas passiert, was ein längeres Sitzen am Schreibtisch verhindert. Wenn parallel dazu keine Tür aufgeht, keine erhofften Antworten eintrudeln und Anderen ähnliches leicht von der Hand zu gehen scheint. Wenn einfach nichts läuft, wie geplant. Wenn man sich fragt, warum man überhaupt etwas geplant hat. Und natürlich, wenn‘s läuft, wie geschmiert (hallo Universum, hörst du mich?). Das tägliche kreative Schreiben nährt entstehende Geschichten, es verleiht Romanfiguren neue Facetten, es erschafft Figuren, Szenen, ganze Welten. Man verreist, ohne das Haus zu verlassen. Für mich immer noch die beste Möglichkeit, mit Lockdowns und Quarantäne zurecht zu kommen. Vor allem macht das tägliche Schreiben eines. Es macht trittsicher. Eine tröstliche Eigenschaft, wenn man schon zu weit gekommen ist, um wieder umzudrehen oder aufzugeben. Blumenwiese, ich komme.